Kassensicherungsverodung 2020 - Teil 3
Claus Leo Claus

Marketingexperte bei JTL

Veröffentlicht am: 22. November 2019

BSI-Zertifizierung – wann kommt die erste TSE?

Die zertifizierte Technische Sicherheitseinrichtung für Kassensysteme (TSE) wird ab 2020 zur Pflicht. Vielleicht steht auch ihr – neben vielen weiteren Händlern in Deutschland – in den Startlöchern, um die gesetzlichen Anforderungen der KassenSichV zu erfüllen und eure Systeme zügig aufzurüsten oder umzustellen. Was noch fehlt, sind die TSEs. Aktuell hat noch kein Produkt das nötige Zertifikat erhalten.

Die Bundesdruckerei zählt zu den Unternehmen, die beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) entsprechende TSE-Zertifizierungen beantragt haben. Auch unser Kassensystem JTL-POS setzt auf die Lösungen der Bundesdruckerei. Wir möchten vom zuständigen Fachkollegen Matthias Kromphardt im abschließenden Teil unserer Blogserie erfahren, wo noch Hürden liegen und wann ihr als Kassenbetreiber mit ersten zertifizierten Sicherheitseinrichtungen rechnen könnt.

TSE-Experte Matthias Kromphardt von der D-TRUST im Interview

Matthias Kromphardt ist Senior Product Manager bei der D-TRUST und Experte für Technische Sicherheitseinrichtungen für Kassensysteme. Er kennt die Anliegen der Kassenhersteller und Softwareentwickler.
Die D-TRUST GmbH mit Sitz in Berlin ist ein Unternehmen der Bundesdruckerei-Gruppe und gilt als einer der Vorreiter im Umfeld sicherer digitaler Identitäten. Das Unternehmen stellt unter anderem qualifizierte digitale Zertifikate für elektronische Signaturen, Siegel und die qualifizierte Fernsignatur aus.

TSE-Spezialist Kromphardt

Wie ist der aktuelle Stand der Zertifizierung beim BSI für ihre TSE-Produkte?

Matthias Kromphardt: Die Zertifizierung unserer TSE-Produkte verläuft planmäßig. Wir bieten mit unseren Partnern zwei verschiedene Lösungen an: ein Hardware-Modul in Form einer microSD-Karte für den dezentralen Betrieb sowie die Fiskal Cloud als zentrale Lösung für alle internetfähigen Kassen. Beim Hardware-Modul arbeiten wir darauf hin, noch in diesem Jahr eine durch das BSI vorläufig freigegebene TSE am Markt zu platzieren.
„Vorläufig freigegeben“ bedeutet in diesem Fall, dass wesentliche Teile der Zertifizierung sowie sicherheitsrelevante Prüfungen bereits abgeschlossen sein müssen. Für die vollständige Zertifizierung der TSE erhält der Anbieter anschließend maximal ein Jahr Zeit. Wichtig für die Kassenhersteller und -betreiber: Die TSE kann bis zum Abschluss der Zertifizierung bereits ohne Einschränkungen verkauft und verwendet werden. Das zweite Angebot – unser TSE-Webservice – befindet sich bereits im Prüfverfahren durch TÜViT.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem BSI?

Matthias Kromphardt: Unsere sehr gute Zusammenarbeit mit dem BSI als neutralem Zertifizierer hat sich bereits in vielen Projekten etabliert und bewährt. Für die Entwicklung und Zertifizierung unserer TSE-Produkte wird diese gute Tradition fortgesetzt.

Muster-Zertifikat TR-03153 des BSI
Das Objekt der Begierde: Muster-Zertifikat des BSI

Was sind die Pain Points, wo liegen noch Hürden?

Matthias Kromphardt: Der Zeitplan zur flächendeckenden Einführung der TSE ist denkbar knapp. Dieses Problem wurde jedoch inzwischen auf Bundes- und Länderebene erkannt. Um Herstellern und Anwendern die benötigte Zeit für die Zertifizierung, Integration und den Rollout zu geben, wurde daher eine Übergangsfrist bis zum 30. September 2020 eingeräumt. Bis zu diesem Zeitpunkt wird es nicht beanstandet, wenn Kassen ohne TSE betrieben werden (siehe Info-Box “Nichtbeanstandungsregelung”).

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Kassenherstellern?

Matthias Kromphardt: Wir unterstützen mit unserer TSE aktiv den Feldtest des Deutschen Fachverbands für Kassen- und Abrechnungssystemtechnik e.V. (DFKA). Weiterhin begleiten wir direkt oder über unseren Entwicklungspartner cv cryptovision viele Kassenhersteller bei der technischen Integration unserer TSE.
Wir arbeiten auf vielfältige Weise mit den Herstellern zusammen: von der Bearbeitung von Supportanfragen bis zu regelmäßigen Präsenzmeetings leisten wir jede Art notwendiger Unterstützung zur Integration unserer TSE-Lösungen. Bei Fragen und Anregungen stehen unsere Experten mit ihrem Rat zur Seite – erste Antworten finden sie außerdem auf unserer Website in den FAQs zur Fiskalisierung.

TSE-Hersteller cryptovision

Technologisches Know-how bei der Entwicklung kryptografischer Verfahren sichert sich die Bundesdruckerei durch eine Beteiligung von 35,1 Prozent an der cv cryptovision GmbH. Das Unternehmen mit Sitz in Gelsenkirchen gilt als Experte für hocheffiziente sichere Verschlüsselungstechniken und bietet innovative Kryptografie und elektronische Identitätslösungen. Auch JTL setzt für seine Kassensoftware JTL-POS auf die Expertise von cryptovision.

Was sind die nächsten Schritte?

Matthias Kromphardt:  In den nächsten Wochen gehen wir das letzte Stück auf dem Weg zur vorläufigen Freigabe des TSE-Moduls. Parallel wird die Produktion hochgefahren, so dass ab Januar planmäßig der Rollout beginnen kann. Im Anschluss wird die vollständige TSE-Zertifizierung in Angriff genommen.
Gleichzeitig arbeiten wir weiter an der Fertigstellung und Zertifizierung des TSE-Webservice mit unserem Partner, der Deutschen Fiskal.

Wann ist mit den ersten Zertifizierungen und der Marktbereitstellung zu rechnen?

Matthias Kromphardt: Der Markteintritt für das TSE-Modul erfolgt planmäßig im Januar. Der Markteintritt für den TSE-Webservice ist für April 2020 geplant.

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Wir bedanken uns sehr herzlich bei der Bundesdruckerei und Matthias Kromphardt für das Interview und die gute Zusammenarbeit.



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